Stadtidee
Ideas for Zurich
Dorfplatz Römerhof
Text und Bilder von Anna Graber / Café des Visions
Dokumentation
Nach langer Umbauzeit entstand am Römerhof ein neuer Platz. Das Café des Visions lud Quartierbewohnende ein, diesen gemeinsam anzueignen und mit selbstgebauten mobilen Elementen einen Dorfplatz gestalten, der zum Verweilen einlädt und ein Treffpunkt ist für Ideen und Aktivitäten. Während des Sommers fanden fünf Dorfplatzwochenenden statt. Am Planungswochenende im März wurde - mit einer Prise künstlerisch offenem Denken - ein Strauss von Ideen entwickelt: Ein Lichterzelt und eine Tavolata, bei der Quartierbewohner:innen sich gegenseitig zum Essen einladen. Ein Sandstrand, der auch eine Boulebahn ist. Eine riesige Briobahn, Pingpongtische und Spieltische. Kleine Konzerte von Musiker:innen aus dem Quartier. Tauschmärkte und Anlässe, bei denen Jung und Alt Wissen teilen. Ein Ort zum Geschichtenerzählen. Ein Büchertauschort. Eine Freiluft-Lesegruppe. Eine Feuerstelle. Und viel, viel Grün - als Schattenpagode, Wildblumenweg und Naschgarten mit Beeren und Gemüse. (vgl. "Kartografie einer Strasse, die ein Platz werden will" auf www.cafe-des-visions.ch/dorfplatz-roemerhof) Gleichzeitig herrschte Konsternation über die Gestaltung und darüber, dass kein partizipativer Prozess stattfand. Der Platz wird als Strasse wahrgenommen, die Gestaltungselemente als Abstandshalter gegenüber dem Verkehr. Am meisten zu reden gab der Selecta-Automat.
An den weiteren Dorfplatzwochenenden wurden erste Ideen getestet: Lineo kochte eine Minestrone auf dem Feuer, Jack organisierte einen Flohmarkt und Daniela eine Petition zur Wegschaffung des Selecta-Automaten. Das Café des Visions lieferte Bambusrohre und Werkzeug, um mobile Dorfplatzelemente zu bauen. Experimentiert wurde mit Liegestühlen und Tischen für die Tavolata. Mehrere Kindertipis entstanden. Die als Dorfplatzfest geplante Tavolata und mit dem Konzert vom Duo Sams wurde wegen dem nasskalten Oktoberwetter ins Atelier Café des Visions verlegt. Louis und Daniela kochten portugiesischen Caldo verde. Gäste wurden und Gastgebenden und umgekehrt. Die Tavolata wird im Frühjahr auf dem Dorfplatz wiederholt werden. Alle Aktivitäten vernetzten Menschen aus verschiedenen Generationen, die sich noch nicht kannten und Interesse an einer aktiven Gestaltung des Quartierlebens zeigten. Der Kontakt entstand spontan auf dem Platz. Auch der Quartierverein, drei Gemeinderäte aus dem Kreis 7 sowie einige Gewerbetreibende waren involviert.
Grosses Interesse herrschte am Diskutieren über den Römerhof als Ort, an dem sich Quartierbewohnende treffen können und am Austauschen von kollektivem Wissen über die Gestaltung von öffentlichen Räumen. Essen und Trinken wurde als gemeinschaftsbildendes Element genutzt: Gemeinsames Kochen, etwas mitbringen oder einfach spontan dazukommen und beim nächsten Anlass etwas beitragen. Das Projekt verpflichtete sich der Nachhaltigkeit: Materialien wurden so weit wie möglich ausgeliehen, z.B. Geschirr vom Café des Visions, oder sie sind wiederverwendbar. Transporte wurden mit Fahrrad und Anhänger gemacht. Die Bambus-Baustelle erwies sich als aufwändig zu inszenieren. Sie braucht bei einer weiteren Umsetzung mehr Teammitglieder, die sie betreuen. Die Beteiligten - insgesamt waren es über 400 Personen - wünschen sich, die Beziehungen weiter zu pflegen und den Römerhof zu einem Dorfplatz zu machen, an dem nichtkommerzielles Quartierleben stattfinden kann.
0 comments
Loading comments ...
Add your comment
Sign in with your account or sign up to add your comment.
Loading comments ...